Unter
einer Sehhilfe versteht man gemeinhin ein optisches Gerät zur Kompensation
von menschlicher Fehlsichtigkeit.
Da Fehlsichtigkeiten und Augenkrankheiten auch schon vor dem flächendeckenden
Gebrauch von Computermonitoren und Fernsehern bei vielen Menschen auftraten,
ist das Bestreben diese zu beheben fast so alt wie die menschliche Zivilisation
selbst.
Erste, sehr einfache Versuche bestanden im Schleifen und Bearbeiten von halbwegs
klaren Kristallen und Mineralien, die durch zufällige Entdeckung, als einfache
Vergrößerungs- oder Verkleinerungshilfen eingesetzt wurden, obwohl
die grundlegende Physik dahinter gänzlich unbekannt war.
Auch die einfachste Sehhilfe, die Lochkamera, war frühen Kulturen bereits
bekannt. Kurzsichtigen Menschen konnte durch den Einsatz einer augenverdeckenden
Fläche mit einem kleinen Loch vor der Iris provisorisch beim fokussieren
geholfen werden.
Erste methodische Untersuchungen der Optik in Hinsicht auf eine Sehhilfe fanden
im alten Griechenland statt. Unter anderem bei dem berühmten Gelehrten
Archimedes, von dem gesagt wird, dass er bereits einen eingefassten, geschliffenen
Kristall, dessen Brechung er berechnet hatte, zur Korrektur seiner Sicht an
seinem Kopf trug.
Dieses Wissen geriet allerdings wieder in Vergessenheit, bis schließlich
im Verlauf des Mittelalters sowohl westliche als auch arabische Gelehrte die
Gesetze der Optik wiederentdeckten und erweiterten, da man mittlerweile die
Herstellung hochwertiger Gläser gemeistert hatte.
Anreiz der Forschungen war hierbei allerdings nicht die reine Menschenliebe,
denn man suchte nach Möglichkeiten sich über Vergrößerungsoptiken
erste Ferngläser zu bauen, die ein frühzeitiges Erspähen von
Feinden ermöglichen sollten
Die erste Verbreitung der Herstellung von Lesegläsern und kurz darauf auch
Brillen fand im Laufe des 13ten Jahrhunderts statt, zunächst allerdings
nur in Form von Brillen ohne Bügel gegen Weitsichtigkeit, im deutschen
Sprachraum auch lange als "Zwicker" bezeichnet, weil man sie auf dem
Nasenrücken fest zwickte.
Im Lauf der Jahrhunderte folgten Korrekturgläser für andere Fehlsichtigkeiten
und natürlich richtige Brillenfassungen mit Bügeln. Modische Variationen,
wie zum Beispiel ein Modell, das sich gezielt an einer Perücke befestigen
ließ, oder auch das Monokel kamen und gingen.
Kontaktlinsen, von vielen als modernste Sehhilfe betrachtet, sind allerdings
auch älter als man gemeinhin denkt, denn ein deutscher Physiologe erfand
sie bereits im Jahre 1877.
Da die frühen Glas- und Kunststoffmodelle allerdings einen sehr geringen
Tragekomfort aufwiesen, fanden sie bei der potentiellen Kundschaft zunächst
sehr wenig Anklang und hatten dem Siegeszug der Brille kaum etwas entgegen zu
setzen. Der Schweizer Optikerverband bietet unter sov.ch bietet eine interessante Aufarbeitung der Geschichte der Lese- und Sehhilfen.
Aufgrund gewaltiger technischer Fortschritte in der zweiten Hälfte des
zwanzigsten Jahrhunderts, vor allem der Entwicklung von Kunststoffen, bilden
Kontaktlinsen mittlerweile aber eine absolut konkurrenzfähige Alternative
zur Brille.
Somit ist die Wahl der bevorzugten Sehhilfe, abgesehen von medizinischen Sonderfällen,
mittlerweile nur noch eine Frage des persönlichen Geschmacks.